Montag, 1. Oktober 2012

Yosemite - Ti-sa-Ach - Ahwahneechee

Zuerst fehlen einem die Worte, dann realisiert man, dass es wirklich kein Traum ist, und viel später erkennt man, dass man in einem der schönsten Nationalparks der Vereinigten Staaten ist.
Nicht weit von San Francisco, knapp 300 km, kann man diese Vielfalt an Mammutbäumen, Bächen, Wasserfällen und viel Granit bewundern, und für immer in Erinnerung behalten.
Gigantische Zahlen von Besuchern verzeichnet der Nationalpark Jahr für Jahr, aber trotzdem stört man sich nicht, da alle nur wandern und sich vom Alltag erholen wollen.
Bei meinem ersten Besuch habe ich in einem Zeltdorf  mit einer unglaublichen Natur-Theaterkulisse geschlafen.
Curry Village: weiße Zelte und manchmal Bärenbesuch...
Sehr vorsichtig muss man mit Lebensmitteln und Kosmetik umgehen. Vor jedem Zelt steht ein verschließbarer Metallschrank, in dem man alle bärenanziehenden Dinge verstauen muss. Wenn man das nicht befolgt, kommt ungebetener Besuch bei Nacht. 
Es ist schon vorgekommen, dass die Bären Autoscheiben zerschlagen haben, um ins Wageninnere zu gelangen.
Dies kann passieren, wenn man Essensreste im Wagen vergisst.

Wir haben damals alles ganz sorgsam eingeschlossen, und mitten in der Nacht hörte ich neben unserem Zelt ein Schleichen, und bekam richtige Gänsehaut, denn es waren keine Menschenschritte.
Bald rüttelte dann dieses Wesen an unserem Metallschrank, oh je, es war wirklich ein richtiger Bär. 
Es lag sicher daran, dass wir das hinterste Zelt bekommen haben. Ich fühlte mich wie eine Maus, die in die Ecke gedrängt wurde, keine Möglichkeit, auch nur im Entferntesten fliehen zu können. Stillhalten, nicht atmen! 

Am Abend zuvor haben wir eine mehrstündige "moonlight tour" gebucht. Die Bergwelt war erhellt vom kugelrunden Mond, der uns liebevoll begleitete. Der "Half Dome", der höchste Berg, leuchtete nicht nur im Mondschein, nein, die Vielzahl der Kletterer campierte in Nischen, sie verweilen an der steilen Wand, bis der Morgen kommt. 
Es waren die vielen Lichter der Taschenlampen dieser mutigen Menschen! 
Der Half Dome ist eine Halbkugel. Der gesamte Berg ist über 2600 m hoch und sehr beliebt bei Extremkletterern. Zur Zeit der Indianer, der Ahwahnee, nannte man dieses monumentale Gestein Ti-sa-Ach. 
Der Name Yosemite stammt aus der Zeit der Indianer, die dort lebten, und bedeutet "jene, die töten". Das heutige Yosemite Village war das Dorf Ahwahnee, in dem die Ahwahneechee lebten.
Wir ratterten mit unseren offenen Tourenwagen durch die Nacht, immer die Angst im Nacken, wirklich Bären anzutreffen. Der Ruf der Eule, die gigantischen "Steinwände", kilometerhoch, das Huschen der nachtaktiven Tiere und das Flüstern der Touristen ließ alles sehr mystisch, aber auch etwas unheimlich erscheinen. 
Nach diesem unvergesslichen Erlebnis schliefen und schnarchten wir wie die Bären, bis uns dann der hungrige Bär durch sein Rütteln am Vorratsschrank weckte.
Die Sonne schien am nächsten Morgen durchs Zelt und ich schlug die Augen auf, zitternd vor Kälte. Jeder kennt das Gefühl nach einer Zeltnacht.

In nahegelegenen Gemeinschaftsduschen konnten wir uns waschen und endlich auf die Toiletten gehen, denn nachts traut sich keiner mit der Taschenlampe dorthin, es könnte ja jemand an die Schulter tippen und das könnte dann vielleicht kein Mensch sein....
Unglaublich sind diese hohen Bäume, die riesigen Bergwände, wie ein Naturzimmer. Muntere Eichhörnchen springen bettelnd um dich herum, unausgeschlafene Kinder, Eltern, alte Leute, junge Leute tummeln sich, ein buntes Völkchen, welches nur dieses Wunder der Natur erleben will.
Aber zuerst wird in Curry Village das amerikanische Frühstück genossen. 
Danach wird die Wanderung zu unserem Wasserfall vorbereitet. Der Aufstieg ist steil, unerbittlich, heiß, atemraubend, aber atemberaubend schön.
Ausgestattet mit viel, viel Wasser geht es am rauschenden Bach entlang, der Himmel ist blau, die Sonne strahlt.
Man hatte natürlich immer Durst und musste immer "Wasser trinken". Das macht sich besser, als den Eindruck zu vermitteln, kurz vorm Schlappmachen zu sein.
Die Yosemite Falls sind die bekanntesten und höchsten Wasserfälle der Welt.  Alleine deswegen hat sich die "Qual" des Aufstiegs gelohnt, einen davon erleben zu dürfen. Das Stück unberührte Natur mitten in Kalifornien!!












Jetzt kann man sich nur noch auf den Abstieg freuen und auch darauf, sehr bald die Füße in den kühlen Bach zu stellen.












Mit dem Shuttle, der alle 5 Minuten in alle Richtungen fährt, erreichen wir bald den Parkplatz, wo unser Auto steht.
Wir wollen uns nun für kurze Zeit von Yosemite Village verabschieden, um zu höher gelegenen Bergseen zu fahren. Dort können wir uns endlich ausruhen und unsere Rucksäcke plündern.

Die Gewässer in Yosemite Village sind eher grün, während die Seen oberhalb dieses Tales glasklar und stahlblau erscheinen.
Hätte ich Schwimmsachen mitgenommen, wäre ich sofort in dieses kristallklare Wasser gesprungen. Wenigstens konnte ich aber durchs Wasser spazieren.
Wenige Leute waren hier und wir konnten uns bei Brot, Äpfeln und Wasser fragen, ob wir nun in Kanada, Neuseeland oder in der Schweiz sind.
Dieses Jahr haben wir ein Vierbettzimmer in der Lodge im Yosemite Village gebucht. Aber,.....es gab keine Klimaanlage. Wir haben 4 Ventilatoren aufgestellt, die unerträglich laut waren. Der regelmäßig ins Gesicht wehende Wind war unangenehm.
Da ich mich nicht erkälten wollte, habe ich mich aufs Sofa gelegt und konnte es kaum glauben, als ich mich eingekuschelt habe, denn durch die Mückengitter eröffnete sich mir die gigantische Bergwelt, umrahmt von großen Mammutbäumen, im Licht der mondhellen Nacht. Das alles und die frische Luft entspannte mich so sehr, dass ich in einen kurzen, aber tiefen und friedvollen Schlaf fiel.
Am nächsten Morgen schlichen wir etwas gerädert zum Frühstück, wir saßen draußen. Der kühle Morgen schenkte uns den unvergesslichen Duft nach feuchten Bäumen, Gras und Blumen. Es kam die Zeit, Abschied zu nehmen.
An steilen Hängen entlang fuhren wir müde, aber glücklich über breite Höhenstraßen in Richtung San Francisco und wir konnten immer an gekennzeichneten Rastplätzen aussteigen, um uns nochmals von der herrlichen Bergwelt verabschieden zu können.
 





Sonntag, 4. März 2012

Bardolino - mi amore


Endlich Urlaub! Wenn ich nach Italien fahre, genieße ich die Anfahrt in kleinen Abschnitten. Mal sehe ich mir Bamberg an und Innsbruck, oder ich schlafe  am Chiemsee und mache einen großen Bogen, um Salzburg zu erkunden.

Diese absolut schönen Umwege geben mir die nötige Ruhe, um hinterher einen wundervollen Urlaub im Land der fröhlichen Menschen erleben zu können.
Das letzte Mal bin ich noch nach dem Besuch der eindrucksvollen Stadt Salzburg zum Wolfgangsee gefahren und habe im Mozartblick (www.mozartblick.at) in St. Gilgen übernachtet.
Dort hatte ich im Stammhaus ein typisches Zimmer, welches man im Salzkammergut sehr oft finden kann.
In St. Gilgen wurde die Mutter von Mozart geboren.
Dieses Kleinod zwischen Bergen und grünen Wiesen ist die Postkartenidylle, die irgendwie von der Außenwelt nicht betroffen ist. Hier ist die Zeit stehengeblieben.

Über die Brennerautobahn ging es nach einem österreichischen Abend, wie man ihn sich so vorstellt, ins bella Italia!
Puh, die Sonne knallte schon ganz schön und ich musste mein Outfit wechseln. Durch das schöne Aostatal schraubte sich mein kleiner Fiat fröhlich erwartend hinter Schlangen von LKWs bis zu meiner ersten Begegnung mit den lauten, fröhlichen und ohne Pause schwatzenden Italienern und es riecht nach Caffé.....
Dieser Capuccino holt dich wieder zurück! Solltest du nur ansatzweise den Anflug von Müdigkeit verspürt haben, stellt dich dieser italienische Kaffee buchstäblich auf die Füße und dann hast du wieder die Kraft, mit offenen Augen zum Ziel zu kommen.

Affi, endlich! Die Autobahnausfahrt in die liebliche Landschaft mit den grünen Weinbergen, dem schönen Gardasee und dem atemberaubenden Duft von Pizza und Lebenslust!

Ich hatte noch keine Unterkunft, diese Anfahrt war schon so sehr vom Glück gesegnet, vielleicht geht`s so weiter, mal sehen.
Eigentlich mag ich keine offiziellen Touristenbüros, aber in der Hauptsaison am Gardasee bleibt einem nichts anderes übrig, hier nach einer Bleibe zu fragen.
Normalerweise mag ich auch nicht die Touristenhochburgen, aber wenn man damit klug und fantasievoll umgeht, kann man die Nischen auftun, die nicht so belebt sind und die manchmal auch richtig einsam sind.

Besser konnte es nicht sein, das Hotel "Villa Olivo" in Bardolino (www.villaolivo.it) hatte noch ein einziges Zimmer für mich, das Panoramablickzimmer. Unglaublich, aber so habe ich mir meine Unterkunft vorgestellt!
Große Terrasse mit Blick auf den schönen See, Olivenbäume, ein paradiesischer Garten und zwischen den Olivenbäumen ein Swimmingpool...
Ich legte mich gleich unter einen Olivenbaum und spielte verträumt mit den herabhängenden Olivenzweigen, zu meiner Rechten stand ein Latte macchiato. Die Sonne schien mir ins Gesicht und neben mir lagen leckere Biscotti.
Das fröhliche Lachen der anderen Gäste rundherum, die plantschenden Kinder, die Schmusebardenmusik im Hintergrund, wie schön das doch alles war!

In Bardolino kannte ich mich aus, denn seit vielen Jahren war es schon mein Reiseziel, nur jetzt konnte ich es richtig genießen, es war alles anders....
Das Leben in Italien plätschert so dahin, wenn man dort als Tourist hinfährt.
Man besucht die schönen kleinen Seeörtchen, genießt die Ruhe und liest in der Sonne unter schattenspendenden Olivenbäumen schöne Bücher. Abkühlen kann man sich im herrlichen Wasser.

Danach lasse ich mir Zeit bei der ausgiebigen "Aufhübschzeremonie" und hinterher suche ich mir meistens eine schöne Trattoria in den Bergen.
Man findet diese Kleinode mit der Zeit, es sind die Stellen, wo man die italienischen Familien trifft. Und diese kommen nicht allein oder zu dritt und zu viert, die kommen  mit der Nonna, der Mama, dem Nonno und den Kindern und Enkelkindern, der Tante und dem Onkel.

Albisano ist einer dieser verträumten Orte, zwar noch nicht so hoch wie San Zeno di Montagna, aber historisch interessant und sehr südländisch.

In der Pizzeria "le Tavernette" in Albisano konnte man den herrlichen Sonnenuntergang über den Dächern von Albisano erleben, und verführerische Köstlichkeiten bestellen. Es ist eine richtige, einheimische Familienpizzeria 8 km von Torri del Benaco entfernt.

Das fruchtige Olivenöl, das die Sonne und die Fröhlichkeit der Italiener beim Olivenpflücken spüren lässt, der kugelige Mozzarella, die sonnengereiften Tomaten, der Wein, der hier wächst, der Sonnenuntergang, die köstliche Pizza und der frische Salat gibt mir das italienische Glücksgefühl, das ich hier immer wieder finden kann. 
Meistens fahre ich dann wieder zurück in mein Hotel und gehe von dort aus am blauen See entlang und beobachte die Fischer, die zurückkommen, die Familien, die ihre Decken zusammenfalten und die vielen Kühlboxen verstauen, die Kinder, die noch die letzten Minuten nutzen, ihre Lebensfreude zu zeigen. Hunde toben munter dazwischen.


Ich schlendere zufrieden zu meiner Bar Cristallo in Bardolino und kann meistens einen Platz vorne am Gardasee unter Oleanderbäumen finden, um den malerischen Gardasee in der ersten Reihe erleben zu dürfen.
Noch erlebnisreicher ist es in Torri del Benaco. Es ist ein mittelalterlicher Ort, typisch italienisch mit seinen kleinen Gassen.

Viele Einheimische beleben das Geschehen. Der kleine und romantische Hafen mit seinen zahlreichen Lichtern fasziniert mich immer wieder.
Wenn man durch den Ort schlendert, und hier und da die traumhaften Bouganville, die an den alten Fassaden hochklettern, fotografieren kann, die plappernden Italiener auf ihren urig beleuchteten Balkonen erahnt, möchte man sich wieder hinsetzen, und dem nicht endenden Schauspiel folgen.
Ein kleiner Rundgang führt mich  auf einem mittelalterlich gepflasterten Uferweg am See entlang und zeigt mir die entfernten Lichter der gegenüberliegenden Dörfer. Leise Musik klingt vom Hafen herüber, die Nacht ist lau und die gelblich erscheinende Beleuchtung lässt mich das     Südländische spüren.

Auf kurvenreichen Straßen, immer am Gardasee entlang, kehre ich  in mein kleines Paradies mit seinem blumenreichen Garten und den sprudelnden Fontänen zurück. 
Dicke, blaue Trauben, herunterhängend vom natürlichen Sonnenschutz, streifen meine Haare.
Ein letzter Blick von der Terrasse lässt mich danach glücklich und dankbar in einen tiefen Schlaf sinken.
Ganz früh am Morgen gehe ich immer schwimmen, denn diese friedliche Stimmung kann man nur dann erleben, wenn alle noch schlafen.
Die Vögel zwitschern in der Morgensonne und klingen italienisch, fröhlich und aufgeregt. Das Wasser glitzert, kleine Wellen spielen munter um mich herum. Nebenan tummeln sich Kinder in einem Garten und die Nonna fegt die Treppe. Bardolino erwacht und erwartet einen neuen Sonnentag.

Meistens spaziere ich nach dem Frühstück in das Zentrum von Bardolino und trinke unter einer Markise einen Caffé, und leiste mir noch ein warmes Frühstückshörnchen mit Vanillefüllung. Rundherum sitzen die Einheimischen und ich fühle mich wie in einem italienischen Taubenschlag, denn die deutschen Touristen sind noch nicht da und diese Chance nutzen die Einwohner von Bardolino, um ihr altes Dörfchen für sich genießen zu können.

Heute möchte ich wieder über Bergstraßen zu der kleinen Berghütte unterhalb des 2000 m hohen und 30 km langen Bergmassivs Monte Baldo fahren. Man kann diese Region mit Seilbahnen erreichen, die ab Malcesine starten.
Malcesine ist ein wunderschöner Ort, der von Goethes Reisen in diese kleine Stadt geprägt wird, und die dadurch auch sehr berühmt wurde. Von dort aus starten Boote nach Limone sul Garda, einem blumenreichen Ort mit engen, steilen Gassen auf der anderen Seite des Sees. Hier gibt es die unvergleichlichen Spaghetti al Pomodoro mit Parmesankäse, die ich schon im Alter von 5 Jahren genießen konnte und an die ich mich sogar noch heute erinnern kann.

Je höher man auf den Bergstraßen Italiens fährt, um so einsamer wird es dann auch. Rechts und links kämpfen sich 
Mountainbikefahrer schwitzend die steilen Bergstraßen hoch. Das prägt sehr das Straßenbild in den Bergen.
Riva, der mondäne Ort mit 13 000 Einwohnern, wird besonders von Touristen besucht, die diese Sportart lieben.
Riva ist eine sehr schöne und moderne Stadt, ähnlich wie Desenzano, die im östlichen Teil an die Halbinsel Sirmione grenzt. Sirmione ist wiederum bekannt durch die unglaublich leckeren Zitronen, die dort wachsen.
Die Gegend um Riva ist mir persönlich zu erdrückend, da hier die engste Stelle des Gardasees ist. Bardolino und die anderen Städte lassen doch mehr die Weite spüren.
Es wird immer kühler und ich habe meine kleine "Berggaststätte" erreicht.
Sie ist im Familienbesitz und die netten Italiener bieten die beste hausgemachte Pasta der Welt an.
Kühe untermalen die Bergweltstimmung und ihre Glocken dringen durch die Stille.

Der Blick auf den Monte Baldo, die saftigen und grünen Almwiesen, die Abgeschiedenheit und vor allem das kühle Klima, welches manchmal die Rettung vor zu viel Hitze im Tal bietet, macht diesen Ausflug zu etwas Besonderem.
Über San Zeno di Montagna fahre ich wieder ins Hotel zurück, um mich von meinem Ausflug unter den Olivenbäumen zu "erholen". Mein kleiner Olivenbaum schützt mich vor der heißen Sonne, und schickt mir warme Sonnenstrahlen zum Träumen durch seine feinen Blätter.

An diesem Abend wollte ich nach Verona fahren, einer größeren Stadt mit 263.000 Italienern, die dort wohnen dürfen.
Sie ist viel besucht und berühmt durch die Arena di Verona. Verona liegt im Veneto und ist die Hauptstadt der Provinz Verona.
Geschäftig und laut hupend stehlen sich die Autos durch die Straßen. An den Ampeln stehen Männer und Frauen mit Wassereimern, die die Autoscheiben der wartenden Autofahrer schnell für ein paar Euro säubern wollen.


In dem berühmten Amphitheater in Verona konnte ich vor Jahren Giuseppe Verdis "Aida" auf Steinen sitzend sehen. Ich brach aber fast zusammen, als ich meine Sitznachbarn nach der Dauer fragte, die mir dann hocherfreut mitteilten, dass wir die längere Version sehen durften, nämlich 4 Stunden......
Heute konnte ich Elton John, von den Italienern "Eltonno Johnno" genannt, genießen, aber nicht in der Arena, sondern von außen, denn die Karten waren restlos vergriffen.
Mit viel Glück bekam ich einen guten Parkplatz in der Nähe des Zentrums.
Ich setzte mich vor die Arena in eine Pizzeria, zwischen aufgeregt schnatternden und telefonierenden Einheimischen, und konnte bei Wein, Pizza und Salat ein grandioses Konzert und ein unaufhörlich jubelndes Publikum miterleben.
Während meines Aufenthalts hatte ich wunderschöne Erlebnisse in Sirmione, Desenzano, Garda, Torri des Benaco, Malcesine und in Venedig.
Über Venedig werde ich einen eigenen Blogeintrag schreiben, denn diese Stadt im Wasser verdient eine Sonderstellung in meinem Blog.
Nach vielen herrlichen und ausgefüllten Sonnentagen war nun mein letzter Abend, den ich im kleinen Bergdorf San Zeno di Montagna zelebrieren wollte.

In der kleinen Pizzeria Giardinetto (http://www.balconesulgarda.com/giardinetto/), die mir immer wieder ein atemberaubendes Bergpanorama mit einer Sicht auf den blauen Gardasee von oben zaubert, bin ich oft und gern.
Man sitzt in schwindelnder Höhe und erlebt eine unglaublich gute italienische Küche mit der schönsten Postkartenansicht.
Verträumt liegen die gegenüberliegenden Dörfchen in der Abendsonne.
Die Berge rundherum glühen und der mächtige See zeigt sich uns noch einmal an diesem endenden Tag in seiner vollen Pracht.

Wie verzaubernd diese norditalienische Region mit ihren von wilden Emotionen sprühenden Menschen sein kann, konnte ich euch hoffentlich näherbringen.
Ich freue mich, wenn wir zusammen Venedig bereisen, Venedig, die ewige Stadt im Meer.

Donnerstag, 23. Februar 2012

Der kleine Urknall




Es könnte auch eine Haribotüte sein, um Unterschiedlichkeit oder Sichtweisen darzustellen. Verschiedene Donuts, Haribos, Menschen, Kulturen, Denkweisen. Es gibt sicher bessere Vergleiche, aber die kennen wir bereits.
Mit Vielfalt müssen wir uns jeden Tag auseinandersetzen.
Sehr oft verzweifeln wir, weil uns die neuen Meldungen aus Funk und Fernsehen aus der ganzen Welt so erschlagen, dass wir jedes einzelne Ereignis nicht mehr verarbeiten und durchdenken können, weil schon das nächste Unglück oder die weitere Korruption stattfand.
Manche politischen Entwicklungen können wir nicht nachvollziehen, da jede Kultur einen anderen Hintergrund hat, jeder unter anderen Umständen aufgewachsen ist.
Dieses andere Denken und Handeln müssen wir respektieren und achten.
Oft verstehen wir die jetzige Weltsituation nicht und wir wollen sie ändern, aber wie? Verzweiflung tut sich in uns auf, weil es doch eigentlich so einfach sein könnte, das Miteinander, das Füreinander. Aber hier zeigt sich wieder diese Unterschiedlichkeit im Denken und Handeln.
Da es unmöglich sein würde, alleine die Welt auf friedliche Beine zu stellen, sollten wir einfach im Kleinen beginnen und versuchen, ein friedvolles Umfeld zu schaffen.
Diese Gedanken wirbelten mir in den letzten Monaten und Wochen durch den Kopf und brachten mich richtig in tiefes Nachdenken, es betrifft ja auch das eigene Leben.
Ich konnte alles nicht mehr so gut wegstecken, die Haut, über die ich strich, schmerzte.
Erzählte mir eine Freundin ihre Probleme, fing ich an zu weinen, ich war voller Tränen, sicher mussten sie raus, das erschreckte meine Freundin. 
Ich hatte in gewissen Situationen nicht mehr den Willen, wie immer zu sein, alles fiel mir schwer. Ich stellte alles infrage, fühlte mich von allem überwältigt. Nichts konnte mich mehr versöhnen. Man könnte sagen, es spitzte sich richtig zu, ich schien mich zu verlieren. Ich fand keinen Sinn mehr, in dieser Welt noch das Gute zu sehen.

Vor einigen Tagen fühlte ich mich gesundheitlich schlecht. Aus dem Nichts heraus kam etwas, das mich zur Ruhe zwang, ich hatte eine Lebensmittelvergiftung, ich wurde kurzzeitig aus der Bahn geworfen, einfach so.
Auch das noch! Ich grollte, akzeptierte es nicht und war richtig wütend. Ausgerechnet jetzt!
Das ging einige Tage, ich musste liegenbleiben, konnte nicht essen, verlor Pfunde und war einfach nur traurig.
Ich weiß nicht, was es war, aber nach einigen Tagen fing ich an, zu lesen, interessierte mich wieder für Dinge, die ich in letzter Zeit weggeschoben habe.
Viele Gedanken wurden hinterfragt, bezweifelt und drehten sich im Kreis, aber ich spürte, dass sich etwas bewegte, denn alles wurde klarer, deutlicher, fassbarer.
Langsam aktivierten sich meine Selbstheilungskräfte.
Ich befreite mich davon, die Welt retten zu wollen, den Weltfrieden einzufordern. Ich machte mich davon frei, mich für das Verhalten von gewissen Leuten verantwortlich zu fühlen, änderte meine Sichtweise, was unsere "untergehende" Welt angeht.
 "Du kannst die Welt nicht retten, aber du kannst durch dein friedvolles Verhalten dein Umfeld bereichern." 
Man kann lernen, nicht jeder Begebenheit eine Marke aufzudrücken, sie zu werten, oder gar zu verachten. Es kann nur von innen heraus kommen, hier immer deutlich ein NEIN zu sagen, wenn alte Denkmuster sich wieder zeigen wollen.
Es ist schön, wenn wir für andere Menschen da sein können, ohne zu erwarten, es je zurückzubekommen. Man darf nicht Zuhören in der Erwartung, dass auch einmal ein anderer Mensch bei deinen Problemen für dich da sein wird, denn dann kommt eine gewisse Forderungshaltung: Eine Hand wäscht die andere. Nein, das ist es nicht. Es ist der Moment, der sich in sich selbst schließt.
Es ist eigentlich immer nur die eigene Sichtweise der Dinge,um die es auf dieser Welt geht.
Man kann z.B. jahrelang seinen Partner so sehen, wie man ihn gerne hätte und zerbricht das Miteinander, fallen wir tief und sind enttäuscht, denn es war nicht die Person, die wir uns immer vorgestellt und gewünscht haben. Es war nur ein Bild, unser Wunschbild.
Das wurde mir auch sehr bewusst mit der Geschichte um unseren Bundespräsidenten.
Ich glaube, die Leute wollten ihn nicht so sehen, wie er eigentlich war, sie trugen ein anderes Bild von einem Staatsoberhaupt in ihrem Inneren, deshalb konnte er noch so lange bestehen. 

Das Schlüpfen in meine neue Haut, die nicht mehr schmerzt, die Erfahrung des kleinen Urknalls, der passieren musste, ist eine schöne Erfahrung für mich, die ich mit euch teilen möchte.
Ihr durchlebt gerade andere Dinge, über die ihr nachdenkt.
Ihr hattet während dieser Zeit andere Einsichten und Erkenntnisse und habt an euch gearbeitet und Ziele für euch gesetzt, die aus eurem Inneren kommen und richtig sind.
Das ist das Leben oder der kleine Urknall, den jeder in seinem Leben mehrmals zu spüren bekommt und diese Wandlung setzt uns wieder in eine Spur, die wir verfolgen, bis die nächste Erkenntnis kommt, von der wir profitieren können.
Und wenn wir vielleicht über ein friedliches Miteinander nachdenken, im kleinen Kreis, könnte sich das vielleicht auch auf unsere ganze Welt auswirken, denn die großen Dinge passieren mit kleinen Schritten.