Freitag, 22. April 2011

San Francisco - Mission - Dolores Park - Murals - Legenden

Für mich war es schon von frühester Kindheit an ein Jugendtraum, San Francisco zu besuchen.
Janis Joplin, Jimmy Hendrix, Flower Power, Happiness, Freiheit.... Die Musik und die Zeit, in der ich aufgewachsen bin, die Art und Weise zu denken, haben mich nachhaltig geprägt.
Ich malte mir immer aus, ob es nur in meinen Träumen in San Francisco so erlebnisreich sein würde. Immer hatte ich Angst, meinen Traum zu verwirklichen, weil ich dachte, dieses Legendäre der Stadt könne nicht Wirklichkeit sein.

Ich wollte nicht aufwachen!

Dass ich eines Tages dort einmal landen würde, war für mich undenkbar. 

Und dass es jedes Jahr viele Wochen sein würden, das hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht ausgemalt.
San Francisco, die Stadt, die jeden Abend in den Schlaf gelegt wird, sanft, mit einem Federbett aus dicken, weißen Wolken, gibt mir sogar ein gewisses Heimatgefühl, da San Francisco ein Teil meines realen Lebens geworden ist.
Wenn ich in der Mission übernachte, sitze ich abends auf meiner vertrauten Bank im Dolores Park, ganz oben auf einem Hügel.


Die Stadt verabschiedet sich still, die wohlverdiente Nachtruhe erwartend.

Die vielen Menschen verlassen fröhlich den wunderschönen Park, der wegen der großen Palmen und einer gigantischen Aussicht auf San Francisco sehr beliebt ist.
Das hispanische Viertel mit seiner Lebendigkeit wird immer mehr zum Kultgebiet für Individualisten.
Aber der Geist der Latinos wird dadurch nicht einfach zur Seite geschoben, er ist das Salz in der Suppe.
Frida Kahlo und Diego, ihr Ehemann, konnten schon vor langer Zeit San Francisco viele Jahre genießen.
Diego, ein Künstler, der die Wandmalerei liebte und praktizierte, hat viele freischaffende Maler inspiriert, ihre Wünsche, Probleme und Qualen in bunten Farben an Mauern in der Mission lebendig werden zu lassen.
In ausdrucksstarker, die existentielle Not, das Verlangen, den Wandel der Zeit, die Geschichte, das Mörderische und Heimtückische und die Liebe in Farben weiterzugeben, hat mich persönlich stark ergriffen und mir gezeigt, wie nah wir uns alle sind und welche schmerzvollen Erlebnisse wir in unserem Leben verarbeiten müssen. Aber auch, wie tief und wunderbar glückliche Momente sein können.
Die Straßen mit den "Murals" haben deutliche Spuren bei mir hinterlassen, ähnlich, wie es immer wieder der Tango und seine dramatische Musik in meiner Seele bewirken.

Ich höre die Schreie, fühle den Schmerz. Aber ich spüre auch die Kraft der unendlichen Liebe, die für einen Augenblick die Welt vergessen lässt (www.precitaeyes.org).
Als ich von San Francisco geträumt habe, konnte ich nicht im Entferntesten erahnen, dass da noch viel mehr sein würde.
Um über diese unglaublich faszinierende Stadt mit den vollkommen anderen Lebensgewohnheiten und der nie gekannten Vielfältigkeit zu erzählen, brauche ich viel Zeit.
Über ein Erlebnis der besonderen Art, nämlich einer "Hippie Walking Tour" durch Haight Ashbury, geführt von einer Frau aus der damaligen Hippiezeit, die ihr "blumiges" Leben noch heute lebt, wird meine nächste Geschichte handeln.


Und nicht nur diese besondere Frau, sondern auch dieser gesamte Part von San Francisco hat es geschafft, über Generationen das Eigene, den individuellen Menschen zu akzeptieren. Und das ist es auch, was San Francisco ausmacht,............ man darf sein.

Nun zurück zur Mission, dem Dolores Park und natürlich auch zu den Stellen, wo man immer wieder hingehen möchte.
Die Valencia Street mit ihren unglaublich gut sortierten und alternativen Bookshops, die zum Schmökern einladen, und den zahlreichen, außergewöhnlichen Shops, den typischen Pupuserias, vielen belebten Kaffeebuden und den viktorianischen Traumhäusern in einem ansprechenden Pink, Lila und anderen Farben, lässt das Staunen in mir immer wieder aufflammen.
In der Pizzeria Delfina, die in dem Teil der Mission liegt, in dem ich auch übernachte, lasse ich den Abend beginnen. 
Wir stehen mit unserem gefüllten Weinglas unter Olivenbäumen vor dem gemütlichen Restaurant, manchmal 1-2 Stunden, und genießen sogar schon diese Wartezeit.
Es lohnt sich wirklich, denn die Pizza "Panna" ist ein Genuss, der mir noch heute auf der Zunge liegt (www.pizzeriadelfina.com).
 Nach einem urgemütlichen Essen gehe ich meistens in meine "Coffeebar" mit Blick auf den Dolores Park und trinke einen leckeren Cappuccino, und habe viel Spaß daran, das bunte Treiben im Park so miterleben zu dürfen (www.doloresparkcafe.com).
Mein kleines Zuhause in der Mission wartet auf mich in einer stillen Seitenstraße und es ist ganz besonders.

Dort wohnen meistens spannende Gäste, mit denen man an einem großen Tisch über Gott, die Welt und San Francisco reden kann. Das abwechslungsreiche Frühstück bringt mich in die richtige Wohlfühlstimmung.
Weil ich das Doloresparkcafé so überaus schätze, hole ich mir da unbedingt noch einen Kaffee, denn der Morgen ist in dieser "Kaffeebude" besonders schön, hier könnte ich mein Leben verbringen und Bücher schreiben.
Vor der Bäckerei "Tartine", nicht weit von der Pizzeria Delfina entfernt, stehen lange Menschenschlangen bis an die Straße und es sind nicht nur Touristen, sondern auch die Leute aus San Francisco.
Alle haben den gleichen Wunsch. Alle wollen gutes Sauerteigbrot, Brotpudding und leckeren Kuchen kaufen und den Duft der Verschmelzung von Mehl, Butter,Eiern und Zimt spüren (www.tartinebakery.com).
Nein, heute lasse ich mich nicht wieder verführen! 

Ich gehe weiter zum nahegelegenen "Women`s Building Mural". Es ist ein kultureller Treffpunkt in der Mission.
Von außen sind die Wände des wunderschönen Gebäudes vollkommen mit den farbenreichsten Murals überdeckt.
 Die Gemälde erzählen von den Erlebnissen, Problemen und Erfahrungen aller Frauen mit ihren Nöten und Ängsten.
Die Darstellungen fesseln mich immer wieder so sehr, dass ich mich von diesem Gebäude kaum fortbewegen möchte (www.womensbuilding.org).
Die Mission ist nicht ganz ungefährlich, weil sich hier auch viele Bandenkriege ereignen. Das liest man meist am nächsten Morgen in der Zeitung.
Aber wer kann mir sagen, welcher Platz auf dieser Erde nicht gefährlich werden kann? Sollte ich mich davon einschüchtern lassen und auf diese bunte und kultige Welt verzichten?
Die Mission wird geprägt von vielen Restaurants und kleinen Imbissplätzen. Burritos, Quesadillas und Tortillas gehören zum täglichen Leben der Einheimischen.
Aber Vorsicht, sonst passiert euch das, was ich erleben musste!

In jedem Imbiss gibt es kleine Stände mit Chilis und Salsas, die man gratis nehmen darf.
Nach einer langen, langen Tour ohne Mineralwasser, habe ich mir einen Burrito geholt und mich an diesem Extrastand bedient.
Unbedacht habe ich die wahrscheinlich schärfste Chili meines Lebens genommen und genossen.

Ich sah nur noch in großen, roten Zahlen "911" vor meinen Augen und spürte in meinem Magen ein Zischen, so, als hätte ich einen brennenden Zigarettenanzünder verschluckt.
Ich glaube, ich bin knapp einer Katastrophe entgangen, und deshalb bin ich der Meinung, dass Bandenkriege nicht die größte Gefahr in der Mission sein können, sondern auch eine kleine, runde, grüne, harmlos aussehende Chili.
Oft gehe ich ins vegane "Herbivore" in der Valencia Street (www.herbivorerestaurant.com).
Es gibt dort alles vegan und schmeckt sooo umwerfend gut und ich fühle mich so wohl und willkommen in dieser Location!

Glaubt mir, da, wo auch Carlos Santana gerne war, eben in der Mission, da werdet ihr es auch spannend finden.

Ihr müsst es selbst erleben, denn alles ist subjektiv, aber gebt diesem Viertel eine Chance, hier seid ihr ganz nah an einem Leben, das ihr nie mehr missen möchtet.
Es wird euch die Traurigkeit spüren lassen, da nicht leben zu können. Es wird euch nicht mehr in Ruhe lassen, bis ihr wieder dort sein könnt.
Vielleicht lassen euch meine Burritos für einen Moment das Feuer und die Lebenslust der Latinos spüren und hoffentlich habt auch ihr das Glück, nicht nur auf den Spuren der Touristen die Stadt erleben zu dürfen.