Dienstag, 6. Dezember 2011

Brighton, wer hätte das gedacht?


Vor vielen Jahren besuchte ich Hastings und Eastbourne und habe mir geschworen, nie mehr weiterzufahren und somit habe ich bislang Brighton in die gleiche Schublade gesteckt.
Ganz überzeugt davon, dass es in Brighton nicht besser sein würde, als in diesen beiden Küstenstädten, von denen Eastbourne als der "Wartesaal auf Gott" von den Engländern bezeichnet wird, hielt ich alle Leute davon ab, nach Brighton zu fahren.
Wie so oft im Leben, sollte man doch erst seine eigene Erfahrung machen.
Ab jetzt bin ich absolute Brighton Liebhaberin und jeden Tag erinnere ich mich an die unvergesslichen Stunden dieses Zaubers der englischen Küstenstadt.
Das Seebad mit seinen vielen Gesichtern hat mich so beeindruckt, dass ich jetzt täglich von einem neuen Besuch träume.




Fährt man an der Küstenstraße entlang, könnte man diese englische Stadt wieder in "zu touristisch" einordnen.
Es fing mit dieser ruhigen und etwas anderen Unterkunft an. Der Geruch von selbstgebackenem Brot begrüßte mich schon vor der Eingangstür. Es war alles stylisch und gemütlich. Es gab auch eine Besonderheit:Auf Wunsch wird das Frühstück auf dem Bett serviert.
Zuerst fand ich das nicht schön, aber nach dem ersten Versuch wollte ich das jeden Morgen so.
Joggen kann man am Morgen am wunderschönen Strand mit der Möglichkeit, den steinigen Strand zu umgehen. Wenige Meter vom "Motel Schmotel B&B" (www.motelschmotel.co.uk) entfernt, konnte ich am morgendlichen Aufwachen der Küstenstadt teilhaben.


Begleitet von herrlichen Sonnenbildern und Meeresrauschen, atmete ich die salzige Meeresluft ein und hörte das Klirren der Milchflaschen in der Ferne. Der englische Milchmann war unterwegs! Wie immer, gab es hinterher einen Kaffee.
Ich liebe diese Morgenstimmung in den gemütlichen Kaffeebuden: lesende Kaffeetrinker, eilige "To-Go-Holer", genießende Morning-Tea-Engländer. 
Deshalb joggte ich gleich nach dem Strandlauf mal in den einen oder anderen Kaffeeplatz.
Nach diesen unbeschreiblichen Morgenerlebnissen gab es das aufregende und reichhaltige, mit Liebe zusammengestellte Frühstückstablett aufs Bett: Duftender Tee, braun gebratenes Spiegelei, vegane Bratwürstchen, gebackene Kirschtomaten, baked beans, mushrooms und ganz dicker, fast verbrannter, selbstgebackener Toast lag auf dem Teller. Das Gesamtbild wurde durch einen kleinen Blumenstrauß zur bleibenden Erinnerung.


Der Duft der Frühstücksvorbereitungen hat mich schon morgens um 7 Uhr geweckt. Er zog langsam unter der Tür durch und dann direkt in meine Nase. Unglaublich, dass ich dann noch mein Sportprogramm durchziehen konnte.
Gleich nach diesem Frühstücksevent ging es dann auf Entdeckungstour und die wollte nicht enden:
Royal Pavilion, wie so typisch in England:selbstgestrickt
North Laine in Brighton, das ist der Geheimtipp:

(http://www.northlaine.co.uk/northlaine-information.html).                                                     
Über 300 Geschäfte, 33 Cafés und so viele Restaurants bereichern diese wunderschönen, kleinen Straßen.
Nein, es waren nicht die üblichen Geschäfte, es waren die alternativen und die crazy Shops, die Cafés von kultig und originell bis nie gesehen.
Man konnte sich kaum entscheiden, man musste mehrmals am Tag Cupcakes und Co. genießen. North Laine erinnert an die "kleinen Straßen" im Jordaan in Amsterdam, da ist es auch so bunt und belebt!

Nicht nur diese nie gesehenen Straßen sondern auch der "Royal Pavilion" war ein Genuss für die Sinne.
Dieses monumentale Bauwerk ist der exotischste Palast in ganz Europa. Er wurde vielen Palästen Indiens nachempfunden und ist im chinesischen Stil eingerichtet.
Ich habe ihn nicht von innen besucht, aber der Gang um das Gebäude herum hat mich schon sehr fasziniert. Allein dieses architektonische Wunderwerk könnte der Anlass sein, das Seebad Brighton zu besuchen!
Hinterher bin ich zum wohl royalsten und kleinsten Café, mit einer der außergewöhnlichsten und vielfältigsten Sammlung seit Urzeiten der "Royal Family",  spaziert!

Kitsch und kitschiger, am kitschigsten kann doch nichts mehr auf der Welt sein. Von gehäkelten Teewärmern bis hin zu einer Lichterkette aus Queenköpfen, einfach skuril!
Das reichhaltige Angebot von cream tea bis hin zu malerischen Cupcakes mit Kronen, aber ohne Prinz Charles aus Marzipan, brachte mich fast zur kulinarischen Verzweiflung.
Nach diesem Besuch fühlte ich mich ganz royal vereinnahmt!
Da half nur noch ein langer Spaziergang am herrlichen Steinstrand, um diese Vielfalt an königlichen Dingen aus seinem Kopf zu bekommen. 

Aber gleich ging es dann auch zum Pier, dem Steg mit Lichtern, Karussels und Spaß. Es hat schon etwas Bizarres, diese untergehende Sonne, der illustre Laufsteg über dem Meer und das Rauschen der Brandung...Chips und schon gar nicht Fisch konnte mich locken, heute Abend war endlich der Abend der Abende:
Jamie Olivers Restaurant.
Man konnte froh sein, wenn man dort ohne Vorbestellung noch einen Platz bekommen hat.
Glück gehabt!
Es war sogar ein Platz, mitten im Geschehen und trotzdem gemütlich, frei. Ein Treiben und ein Geschwatze, wie im Taubenschlag. So richtig italienisch, lebendig! Ich habe einfach die Speisekarte rauf und runter bestellt.
Von Fingerfood über Chips mit Kräuterbutter, Burrata und dann Salat mit nie gekannten Variationen. Ich liebe dieses Abenteuer Kochen, das Jamie einfach vermittelt, auch wenn er nicht im Restaurant ist. Seine Person spiegelt sich in allen Ecken wider: wild, geschwätzig und lustig, nervös und kreativ, schelmisch und einfallsreich.
Jamie, allein schon wegen dir komme ich wieder, das steht felsenfest!
Dieses wildromantische, englische, bestechende Seebad wird mir keine Ruhe mehr lassen, denn ich konnte noch Vieles nicht entdecken.
Wie schön, dass Erinnerungen immer wieder aufleben können, abgerufen werden können und nicht verdrängt werden müssen. Brighton hat mir das gegeben, was ich zu dieser Zeit brauchte und ich freue mich, dass ich meine Meinung ändern konnte und wieder etwas dazugelernt habe, nämlich, kein Vorurteil über Dinge zu fällen, die ich nicht selber erlebt und gesehen habe.

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